Früherkennung psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter nehmen in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zu. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung ist entscheidend, um langfristige psychosoziale Beeinträchtigungen zu vermeiden. In diesem Zusammenhang spielen nicht nur Fachärztinnen und Therapeutinnen eine zentrale Rolle, sondern auch die öffentlichen Gesundheitsdienste, insbesondere die Gesundheitsämter.
Psychische Auffälligkeiten im Jugendalter
Psychische Störungen wie Angststörungen, Depressionen, ADHS oder selbstverletzendes Verhalten treten häufig erstmals im Kindes- oder Jugendalter auf. Studien zufolge erfüllt etwa jedes fünfte Kind in Europa im Laufe seiner Entwicklung die Kriterien einer psychischen Erkrankung.
Frühe Warnzeichen:
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Konzentrationsschwierigkeiten
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Rückzug aus sozialen Kontakten
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Schlafprobleme
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Reizbarkeit und aggressive Ausbrüche
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Selbstverletzendes Verhalten
Diese Symptome können leicht übersehen oder fehlinterpretiert werden. Umso wichtiger ist eine systematische und niederschwellige Früherkennung.
Früherkennung als Präventionsmaßnahme
Screening in Schulen und Kindergärten
Früherkennungsprogramme in Bildungseinrichtungen ermöglichen es, erste Auffälligkeiten frühzeitig zu identifizieren. Lehrkräfte und Erzieher*innen sind häufig die ersten, die Verhaltensänderungen bemerken.
Rolle der Haus- und Kinderärzt*innen
Auch im Rahmen der allgemeinen Vorsorgeuntersuchungen (wie U-Untersuchungen) ist es essenziell, auf psychische Symptome zu achten.
Wichtig: Zusammenarbeit mit spezialisierten Fachkräften
Frühzeitige Überweisungen an Fachärzt*innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie verbessern die Chancen auf eine nachhaltige Verbesserung der psychischen Gesundheit erheblich.
Gesundheitsämter als Partner in der Prävention
Die Gesundheitsämter sind eine zentrale Instanz bei der Koordination öffentlicher Präventionsmaßnahmen. Sie bieten häufig psychologische Beratungsdienste, Informationsveranstaltungen für Eltern sowie Schnittstellen zur Jugendhilfe an.
Weitere Informationen zu den Aufgaben und regionalen Angeboten finden Sie auf gesundheitsaemter.info.
Stigmatisierung vermeiden – Verständnis fördern
Ein zentrales Ziel der Öffentlichkeitsarbeit sollte es sein, psychische Erkrankungen zu enttabuisieren. Viele Eltern scheuen sich davor, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen – oft aus Angst vor gesellschaftlicher Stigmatisierung.
Schulungen und Öffentlichkeitsarbeit
Elternabende, Lehrerfortbildungen und kindgerechte Aufklärung in Schulen sind bewährte Methoden, um das Verständnis für psychische Erkrankungen zu fördern.
Therapieoptionen und langfristige Betreuung
In der Behandlung psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz:
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Verhaltenstherapie
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Familientherapie
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Medikamentöse Unterstützung (z. B. bei ADHS oder Depressionen)
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Schulische und soziale Unterstützungssysteme
Mehr Informationen zur Verhaltenstherapie als bewährter Therapieform finden Sie in unserem Fachartikel über Verhaltenstherapie.
Fazit
Psychische Gesundheit ist ein zentrales Thema der Kindermedizin. Eine konsequente und systematische Früherkennung, unterstützt durch das Zusammenspiel aus Fachärzt*innen, Bildungseinrichtungen und Gesundheitsämtern, ist essenziell für eine stabile Entwicklung. Eltern, Lehrkräfte und öffentliche Stellen sollten gemeinsam daran arbeiten, psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen und wirksam zu behandeln.