Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindesalter. Sie betrifft etwa 5 % aller Kinder und führt zu Schwierigkeiten in der Konzentration, impulsivem Verhalten und oft auch zu Hyperaktivität.

Was versteht man unter ADHS?

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Die Kernsymptome sind Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Diese Verhaltensweisen sind in einem gewissen Maße bei allen Kindern normal, doch bei ADHS treten sie in einem Ausmaß auf, das das tägliche Leben erheblich beeinträchtigt.

Es gibt drei Hauptformen von ADHS:

  1. Vorwiegend unaufmerksamer Typ: Kinder haben vor allem Probleme, sich zu konzentrieren.
  2. Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ: Hyperaktivität und Impulsivität stehen im Vordergrund.
  3. Gemischter Typ: Sowohl Unaufmerksamkeit als auch Hyperaktivität und Impulsivität sind ausgeprägt.

Mehr zu den neurologischen Grundlagen von ADHS erfahren Sie auf unserer Seite zur Kinderneurologie. ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und ist durch die Kernsymptome Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet.

Symptome von ADHS

Da ADHS häufig mit anderen Störungen einhergeht, könnten auch Angststörungen oder Schlafstörungen als Begleiterscheinungen auftreten. Eine genaue Abklärung ist entscheidend.

Symptome von ADHS

Die Symptome von ADHS lassen sich in drei Hauptbereiche einteilen:

1. Unaufmerksamkeit

  • Probleme, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren oder sie zu Ende zu bringen.
  • Häufiges Vergessen von Dingen (z. B. Schulsachen, Termine).
  • Leichtes Ablenken durch äußere Reize.
  • Schwierigkeiten, Anweisungen zu folgen.

2. Hyperaktivität

  • Übermäßige motorische Aktivität, z. B. ständiges Herumlaufen oder Zappeln.
  • Unfähigkeit, ruhig zu sitzen, selbst in Situationen, die dies erfordern.
  • Redseligkeit und lautes Verhalten.

3. Impulsivität

  • Schwierigkeiten, abzuwarten oder sich in Geduld zu üben.
  • Unterbrechen von Gesprächen oder Handlungen anderer.
  • Handeln ohne Nachdenken, was zu Konflikten oder gefährlichen Situationen führen kann.

Nicht jedes Kind mit diesen Eigenschaften hat ADHS. Entscheidend ist, dass die Symptome in mindestens zwei Lebensbereichen (z. B. Schule und Zuhause) auftreten und über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten bestehen.

Ursachen von ADHS

ADHS entsteht durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Zu den Hauptursachen gehören:

Genetische Veranlagung

ADHS hat eine starke genetische Komponente. Kinder, deren Eltern oder Geschwister betroffen sind, haben ein höheres Risiko, selbst ADHS zu entwickeln.

Veränderungen im Gehirn

Studien zeigen, dass Kinder mit ADHS eine veränderte Aktivität in den Hirnregionen aufweisen, die für Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Planung zuständig sind. Insbesondere der Neurotransmitter Dopamin spielt eine wichtige Rolle.

Umweltfaktoren

Belastungen während der Schwangerschaft (z. B. Rauchen, Alkohol oder Stress) und Frühgeburten können das Risiko für ADHS erhöhen.

Psychosoziale Faktoren

Obwohl sie nicht die direkte Ursache sind, können schwierige familiäre Verhältnisse oder hoher Stress die Symptome verstärken.

Diagnose von ADHS

Die Diagnose von ADHS erfolgt durch eine sorgfältige Beurteilung durch Fachärzte oder Psychologen. Sie umfasst:

  1. Anamnesegespräch: Eltern und Lehrkräfte schildern die Verhaltensweisen des Kindes.
  2. Fragebögen und Checklisten: Standardisierte Tests helfen, die Symptome objektiv zu bewerten.
  3. Verhaltensbeobachtung: Die Fachperson beobachtet das Kind in unterschiedlichen Situationen.
  4. Ausschluss anderer Ursachen: Körperliche Erkrankungen (z. B. Schilddrüsenerkrankungen) oder andere psychische Störungen werden ausgeschlossen.

Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS

ADHS ist nicht heilbar, aber die Symptome lassen sich durch verschiedene Maßnahmen deutlich verbessern. Der Behandlungsplan wird individuell an die Bedürfnisse des Kindes angepasst und kann folgende Bausteine umfassen:

Psychoedukation

Die Aufklärung von Eltern, Lehrkräften und dem betroffenen Kind über ADHS ist der erste Schritt. Sie hilft, das Verhalten besser zu verstehen und angemessen damit umzugehen.

Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie ist eine der wichtigsten Behandlungsmethoden. Sie zielt darauf ab, problematisches Verhalten zu reduzieren und alternative Strategien zu fördern. Dazu gehören:

  • Training von Aufmerksamkeit und Impulskontrolle: Übungen zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit.
  • Elterntraining: Eltern lernen, wie sie klare Regeln und Strukturen schaffen können.
  • Belohnungssysteme: Positives Verhalten wird durch Lob und kleine Belohnungen verstärkt.

Medikamentöse Therapie

In schweren Fällen können Medikamente eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern. Die häufigsten Medikamente sind:

  • Stimulanzien (z. B. Methylphenidat): Verbessern die Aufmerksamkeit und verringern Impulsivität.
  • Nicht-Stimulanzien (z. B. Atomoxetin): Eine Alternative für Kinder, die keine Stimulanzien vertragen.

Die medikamentöse Therapie wird stets in Kombination mit anderen Maßnahmen empfohlen und regelmäßig überwacht.

Unterstützung in der Schule

Kinder mit ADHS benötigen oft zusätzliche Unterstützung im schulischen Umfeld:

  • Individuelle Lernpläne und klare Anweisungen.
  • Regelmäßige Pausen, um Hyperaktivität abzubauen.
  • Enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrern und Therapeuten.

Tipps für Eltern von Kindern mit ADHS

Eltern können durch einfache Maßnahmen viel dazu beitragen, ihrem Kind zu helfen:

  • Struktur im Alltag: Feste Abläufe und klare Regeln geben Sicherheit.
  • Realistische Erwartungen: Kinder mit ADHS können nicht immer so funktionieren wie Gleichaltrige. Geduld ist wichtig.
  • Positive Verstärkung: Loben Sie gutes Verhalten, statt nur Fehlverhalten zu kritisieren.
  • Eigenfürsorge: Eltern von Kindern mit ADHS stehen oft unter hoher Belastung. Suchen Sie Unterstützung und nehmen Sie sich Zeit für sich selbst.
  • Kinder mit ADHS zeigen häufig emotionale Schwankungen. Ähnliche Herausforderungen treten auch bei Depressionen bei Kindern oder Angststörungen auf. Eltern können sich gezielt Unterstützung holen.

ADHS – Mythen und Fakten

Mythos Fakt
„ADHS ist eine Erziehungsfrage.“ ADHS ist eine neurobiologische Störung und keine Folge schlechter Erziehung.
„Kinder mit ADHS sind faul.“ Kinder mit ADHS haben Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit zu steuern, sind aber oft sehr bemüht.
„ADHS wächst sich aus.“ ADHS kann bis ins Erwachsenenalter bestehen, die Symptome verändern sich jedoch oft.
„Medikamente lösen das Problem.“ Medikamente lindern Symptome, sind aber nur ein Teil eines umfassenden Behandlungsplans.

Es ist wichtig, die neurologischen und psychologischen Aspekte von ADHS zu verstehen. Auf unserer Startseite für Kinderpsychiatrie und Neurologie finden Sie weitere Artikel, die dabei helfen, psychische und neurologische Störungen besser zu verstehen.

Fazit

ADHS ist eine komplexe Störung, die das Leben von Kindern und ihren Familien stark beeinflussen kann. Mit der richtigen Diagnose und einer Kombination aus Therapie, Unterstützung und gegebenenfalls Medikamenten können betroffene Kinder jedoch lernen, ihre Stärken zu nutzen und Herausforderungen besser zu bewältigen.

Hinweis: Dieser Ratgeber ersetzt keine medizinische Beratung. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind ADHS haben könnte, wenden Sie sich an Ihren Kinderarzt, einen Psychologen oder eine spezialisierte Fachstelle.

Weiterführende Links

  • ADHS Deutschland e.V.
    Umfangreiche Informationen, Tipps und Unterstützung für Eltern von Kindern mit ADHS.
    www.adhs-deutschland.de
  • Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP)
    Fachliche Informationen zu Diagnostik und Therapie von ADHS.
    www.dgkjp.de
  • Schulportal ADHS
    Tipps und Materialien für Lehrer und Eltern zur Unterstützung von Kindern mit ADHS im Schulalltag.
    www.schulportal-adhs.de